09.09.2023


Gefühle

Diese Woche beherrschen die Gefühle Stolz und Glück mein Leben. Am Dienstag wurde zum ersten Mal eine Geschichte von mir - "Das Geheimnis von Zimmer 619" auf einer Lesung vorgetragen. Ich schreibe jetzt seit fast 30 Jahren und nie zuvor ist  das passiert. Was war ich aufgeregt. Wird die Geschichte gefallen? Wie werden die Zuhörer reagieren? Als Unterstützung war "nur" meine Mutter dabei und ich hatte keine Ahnung, wie viele und welche anderen Menschen kommen würden. Nur, dass alle sieben ausgewählten Autoren im selben Stadtteil wohnen, denn das war Voraussetzung.


Ich war als drittletzte dran und die Aufregung steigerte sich von Minute zu Minute. Die anderen lasen nachdenkliche Texte, zum Teil Gedichte, erzählten von ihren Gefühlen und ich wusste ja, mein Beitrag würde anders sein, ein Krimi halt, wie immer. Und ein bisschen lustig. Trotz aller Aufregung habe ich mit den Anderen mitgefiebert und aus vollem Herzen applaudiert. Die Stimmung war einfach nur wunderschön. Der Sänger, der zu jedem Beitrag ein Lied vortrug und der Vorleser haben es wunderbar gestaltet.


Gefühle, die auf leisen Sohlen kommen

Als erstes fällt mir dazu die Angst ein. 

Es ist ein schöner Tag. Ich befinde mich an einem Ort, den ich mag und an dem ich schon oft war. Die Welt ist schön. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Welt ist sprichwörtlich rosarot. Ich stelle mir einen Strand im Frühjahr vor, es sind kaum Menschen unterwegs, nur gelegentlich begegnet mir ein Spaziergänger mit Hund. 


Aber das ist ja egal. Ich habe nämlich einen Krimi im Kopf, den ich schreiben möchte. Er handelt von einem unheimlichen Mörder, der sich in einer halb verlassenen Ferienhaussiedlung in Dänemark herumtreiben soll. Aber Dänemark ist ja groß und e gibt viele Ferienhaussiedlungen wie die, in der ich gerade Urlaub mache. Ich komme gar nicht auf die Idee, die Realität mit meinem geplanten Krimi in Verbindung zu bringen. Am Strand kommen mir immer die besten Ideen.


Ich bin schon ziemlich weit gelaufen und seit mindestens 15 Minuten ist mir kein Mensch mehr begegnet. Kurz drehe ich mich um, um einzuschätzen, wie weit ich schon gekommen bin. Und genau hinter mir sehe ich im feuchten Sand am Rand des Wassers die Spuren von zwei Paar Füßen. Die einen, ohne Schuhe, sind meine, so viel ist klar. Die anderen sind mindestens drei Schuhgrößen größer und sehen aus, als stammten sie von dicken Stiefeln. Nur wenige Meter hinter mir sind sie in Richtung Dühnen abgebogen. Es muss gerade erst passiert sein, die auslaufenden Wellen haben die Spuren noch nicht verwischt und vor mir kann derjenige auch nicht hier entlang gegangen sein, denn dann hätte ich die Abdrücke ja im Gehen gesehen. 


Warum ist er so leise hinter mir hergeschlichen, dass ich ihn nicht bemerkt habe= Die Angst steigt leise in mir auf.