"Und hier sehen Sie unsere neueste Abfüllmaschine. Sie produziert täglich den durchschnittlichen jährlichen Bierverbrauch unserer Büchsen-Abonnenten." Stolz führte ihre Fremdenführerin Edina den Besuchern einige spezielle Funktionen der Anlage vor.

Unauffällig sah Indra auf ihre Uhr. Diese Tour hatte sie schon mit unzähligen Reisegruppen mit gemacht. Die Kunden ihres Reisebüros waren generell schon nicht ganz einfach, aber diese waren ganz besonders speziell.

"Wann kommen wir denn nun endlich in die IT?" Innerlich rollte Indra mit den Augen, aber sie ließ sich nichts anmerken. Freundlich lächelnd wollte sie gerade ansetzen, Sharan, dem Chef der Truppe, zu erklären, dass die anderen Gäste dieser Werksführung, sich doch mehr für die anderen Produktionsstätten interessierten, da krähte die kleine Amerikanerin hinter ihr los.

"Mommy, was steht da?"

"Can is in use."

"Was heißt das?"

"Vermutlich, dass die Büchse gerade voll gemacht wird."

Sharan zupfte nun energisch am Ärmel ihrer Jacke.

"Aber wir haben es eilig. Sie wissen doch, die ganze Reise machen wir nur, um endlich zu SVEN vorzudringen."

Indra seufzte.

"Ich habe Ihnen doch erklärt, dass das nicht einfach wird. Bisher hat es noch niemand geschafft, bis ins Allerheiligste vorzudringen. Ich persönlich kenne keinen, der überhaupt weiß, wie dieser Herr überhaupt aussieht."

"Kännisinjus! Kännisinjus!" Der kleinen Amerikanerin war es offensichtlich noch langweiliger, als den anderen Gruppenmitgliedern

"Aber das war doch das Ziel unserer Reise. Haben Sie das denn immer noch nicht verstanden? Telefonisch erreicht man diesen Herr doch auch nicht. Begreift denn hier niemand, wie wichtig es ist, dass wir ihn treffen? Wir haben ihm ein wichtiges Angebot zu machen."

"Psst, seien Sie doch endlich mal still da vorne. Es gibt Leute, die möchten den Vortrag hören, für den sie bezahlt haben!" Unwillkürlich sah sich Indra um, wer da gesprochen hatte. Ein Bayer in Lederhosen. Normalerweise hätten jetzt alle Gruppenmitglieder diese Kuriosität bestaunt. Aber nicht heute.

"Kännisinjus! Kännisinjus!"

Nun hatte offenbar auch Edina mit bekommen, dass hier etwas ungewöhnliches vorging. Freundlich lächelnd trat sie zu der amerikanischen Familie und strich der Kleinen über die Haare.

"Unser jüngster Gast hat es erfasst. Hier sehen sie das bestgehütetste Geheimnis unseres Unternehmens. Ich präsentiere unser Superhirn. Er spricht nicht, er bewegt sich nicht, aber ihm verdanken wir unsere besten Geschäftsideen. Woher weißt du seinen Namen?"

Indras Blick fiel noch einmal auf die Leuchtschrift auf der Maschine und endlich begriff sie. Ohne es zu wissen, hatten Sharan und seine Truppe ihr Ziel längst erreicht. Und trotzdem würden sie wie immer unverrichteterdinge ihren Kontaktversuch aufgeben müssen, denn dieser Herr war wirklich niemals zu sprechen.

 

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