Mein Vater hieß Wilhelm Johann Schaafberg und wurde am 23.03.1943 in Bremen als jüngstes von drei Kindern geboren.cGenannt wurde er immer nur Willi.
Er wuchs auf in Bremen Gröpelingen, dem Stadtteil, in dem auch ich meine ersten drei Lebensjahre verbracht habe.
Sein Vater war Bäcker und seine Mutter leitete den Verkauf der Bäckerei. Das Haus lag nur wenige hundert Meter von der Weser und den Häfen entfernt in einem Gebiet, das während des Krieges stark bombadiert wurde. Trotzdem wurde es nie so beschädigt, dass meine Familie es hätte verlassen müssen.
Über seine Kindheit hat mein Vater nicht viel erzählt. Er hatte wohl ziemlich viele Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins, die ich nie kennen gelernt habe.
Im Gegensatz zu seinen Geschwistern machte mein Vater den Realschulabschluss und war immer ein wissbegieriger Mensch. Auf Jugendfotos sieht er verdammt gut aus und war bestimmt ein Mädchenschwarm.
Noch während seiner Schulzeit gründete mein Vater eine Skiffle Band, in der er zuerst einen selbst gebastelten, später einen richtigen und noch später einen E-Bass spielte. Platten haben msie nie aufgenommen, aber in Bremen und im größeren Umland auf vielen Veranstaltungen gespielt.
Er ist auch viel mit dem Motorrad in Europa gereist.
Nach dem Realschulabschluss machte mein Vater eine Ausbildung zum Maschinenschlosser und machte nebenher weiter Musik. Nach der Ausbildung musste er dann zum Wehrdienst. Zu diesem Zeitpunkt war er schon mit meinerMutter zusammen, die die Sängerin der Skiffle Band war.
Als mein Vater 23 war, habe ich mich eingeschlichen. Zu dem Zeitpunkt war er noch bei der Bundeswehr und hatte für danach noch keine Stelle in Aussicht. Er be bekam dann aber schnell eine Stelle bei einem bekanten Schuh- und Schlüsseldienst, bei dem bis zu seiner Pensionierung vom Filialmitarbeiter zu einer Position aufstieg, die praktisch einem Geschäftsführer entsprach, auch wenn es sich anders nannte.
Die Musik musste er aus Zeitgründen aufgeben, hat sich aber bis zu seinem Tod für die Musik meiner Mutter engagiert.
Leider ist er schon am 26.06.2016 mit nur 73 Jahren viel zu früh an Krebs gestorben.
Soviel zu den nackten Fakten. Im Weiteren schreibe ich über meine Erinnerungen und Gefühle.
Ich habe meinen Papi immer sehr lieb gehabt, auch wenn das Verhältnis nicht immer einfach war. Spät habe ich erkannt, dass wir uns in einem wichtigen Punkt sehr ähnlich waren. Wir konnten beide unsere Gefühle nicht in Worten, sondern eher in Taten ausdrücken. Und die Taten waren, so wichtig und hifreich sie gemeint waren, eher verletzend unf bevormundend.
Es ist schwer das so zu schreiben, wenn es noch lebende Angehörige gibt, die dies ja auch lesen werden, aber vor allem als Erwachsene habe ich mich immer unverstanden gefühlt.
Meine liebste Erinnerung ist ein Brief, den mir mein Vater geschrieben hat, als ich mich entschlossen hatte, meine erste Ausbildung in Bingen am Rhein abzubrechen. Leider ist er bei einem der vielen Umzüge verloren gegangen, ich wünschte, ich hätte ihn noch, denn auch wenn er auch vor allem gute Ratschläge enthielt, hat er mir doch mehr Gefühl bewiesen, als jemals davor oder danach.
Ich wünschte oft, ich könnte es besser machen...
An dem Tag, als mein Vater starb, habe ich neben seinem Bett gesessen und so inbrünstig wie seit vielen Jahren nicht mehr gebetet, dass er nicht mehr lange leiden muss. Und dann war es vorbei und ich habe erst gemerkt, wie wichtig dieser Teil meines Lebens war.
Wie meinem Großvater habe ich ihm zum Abschied noch auf die Stirn geküsst und heimlih im Hintergrund dem Auto mit dem Sarg nachgewinkt, als es die Kirche nach der Trauer verließ.
Wie schon bei meinen Großeltern und Lutz bedeutet mir das halbanonyme Grab nicht viel. Ich muss nicht dorthin gehen, um ihm nahe zu sein. Dafür habe ich meinen eigenen Weg, den ich zu Lebzeiten nie gefunden habe.