Ach ja, wenn ich nur ein paar Jahre jünger wäre oder sie ein paar Jahre älter, dann könnte sie mir schon selbst gefährlich werden, die neue Briefträgerin. Aber es ist nun einmal wie es ist, das lässt sich nicht ändern.


„Guten Morgen Herr Klappstuhl. Wie geht es denn heute?“


„Ach danke der Nachfrage, ich kann nicht klagen.“


Ich nehme drei Umschläge und zwei Postkarten von ihr entgegen. Eine Karte aus den USA und eine aus Japan. Wow, das hat sich mal wieder gelohnt.


„Haben Sie heute auch etwas für Herrn Popp?“


Ich kenne ihre Antwort schon. Mein Nachbar bekommt nie Post, nicht einmal Rechnungen. Er hat mir mal erzählt, dass er sich alles per E-Mail schicken lässt. Briefe wären umweltschädlich, weil für das Papier unnötig Bäume gefällt werden müssen.


Das mag ja sein und eigentlich mag ich den Wald ja auch gerne, aber wie soll ich ihn mit der feschen Christel von der Post verkuppeln, wenn sie ihn nie zu Gesicht bekommt?


Ich setze mich an mein Tablet und rufe die Seite von Postcrossing auf. Japaner und Amerikanerin sollen gleich wissen, dass ihre Karten angekommen sind. Und dann fällt bei mir endlich der Groschen.


Flugs melde ich den Nachbarn auch an. Der wird sich schön wundern, wenn plötzlich aus aller Welt Karten bei ihm eintrudeln. Dafür versende ich dann auch gerne welche in seinem Namen.


Zwei Wochen später ist es endlich soweit, die Austrägerin lacht mich scho freundlich an.


„Ob Sie es nun glauben oder nicht, Herr Klappstuhl, heute habe ich endlich auch etwas für Herrn Popp.“


So ein Mist, jetzt hat sie die zehn Karten  mir in die Hand gedrückt. Und am Wochenende zieht Herr Popp in eine andere Stadt, habe ich gestern erfahren. Dann ist es vorbei mit meinen Verkuppelungsversuchen.


Vielleicht bin ich ja doch noch jung genug, um es selbst einmal bei ihr zu versuchen.