Zum Schreibthema "Dialog der Gegensätze" Januar 2019
Besuch von Frau Mümmelmann
„Guten Tag! Kennen Sie mich noch?“
Der Name hatte Markus nicht gesagt, als man ihm den Besuch ankündigte, aber dieses Gesicht würde er so schnell nicht vergessen.
„Ich habe mir gedacht, so viel Besuch kriegen Sie sicher nicht. Sehen Sie, ich spreche ja aus Erfahrung.“
„Ey Alte, dass du dich hier überhaupt her traust. Meinen ganzen schönen…
„Ist schon gut, mein Junge. Ich habe damals auch immer die Anderen verantwortlich gemacht. Dabei wusste ich im Grunde genau…“
„Meinen schönen Plan versaut hast du mir, Alte. Und jetzt kommst du hier rein, wie meine Oma und quatscht Opern.“
„Ach mein Kleiner, das kommt davon, wenn man die älteren Herrschaften nicht ernst nimmt. Dass man sein Arbeitsgerät nicht im Spielzeugladen besorgt, hätte dir auch deine Oma als Arie singen können.“
„Dann hätte ich dich wenigstens umpusten können und du würdest mir jetzt nicht auf den Sack gehen.“
„Apropos Sack, wie wolltest du den Kies eigentlich abtransportieren?“
„Schnauze Alte! Wärter, ich will raus hier, sofort.“
„Aber Junge, jetzt sei nicht gleich so empfindlich. Ich hatte gehofft, mich noch mal nützlich machen zu können. Bis du hier raus bist, bin ich vermutlich schon hinüber. Einer muss doch die Fahne hochhalten. Und wenn ich dir jetzt ein bisschen Nachhilfe gebe…“
Markus schielte zu dem Wächter, der gelangweilt an der Wand lehnte und so tat, als würde er nichts hören.
„Ey Alte, ist das hier die versteckte Kamera?“
Elfriede kicherte.
„Die hast du bei deiner großen Nummer natürlich auch vergessen. Auch wenn der Surbier, dieser Trottel, dich nicht gescheit hätte beschreiben können, mit den hochgestochenen Fotos hätten sie dich trotz Maskierung schnell gehabt. Mensch, auf solche Kleinigkeiten achte ich ja sogar heute noch, auch wenn ich mich in deiner Branche längst zur Ruhe gesetzt habe.“
„Willst du damit sagen…“
„Klar, hat dir doch der Kommissar selbst gesagt. Hättest du mich vorher gefragt, hätte ich dir mindestens ein Dutzend lohnendere Objekte nennen können.“
Elfriede winkte dem Wärter.
„Tut mir Leid, Kleiner, ich muss los, gleich wird ein alter Derrick wiederholt, den kann ich mir nicht entgehen lassen. Ach ja, den Kuchen habe ich dir mitgebracht. Aber mach dir keine falschen Hoffnungen, dass der Trick mit der eingebackenen Pfeile von vorgestern ist, ist auch mir klar.“
Ungläubig starrte Markus der Geisel von seinem letzten Überfall nach. Schade, dass sie sich nicht schon früher einmal ausgesprochen hatten.