„Heidi? Heidi!“


Gottfried erschauerte. Stimmt. Seine Frau war ja zu ihrer Freundin nebenan und hatte ihn mit der Verantwortung alleine gelassen. Die zehn Pakete vom großen A am Morgen hatte er einfach zurückgehen lassen.


Der Paketbote hatte zwar böse geguckt und etwas von einer Anzeige wegen Körperverletzung gemurmelt, weil das Zeug ganz umsonst in den dritten Stock geschafft hatte, aber das war Gottfried egal gewesen. Das war ja nicht die erste große Retoure ans große A gewesen.


Aber diesen amtlichen Herrn würde er nicht so leicht loswerden.


„Hören Sie zu, ob es Ihnen gefällt oder nicht, Ihre Frau hat die Zollgebühren schon bezahlt und die Lieferung somit angenommen.“


Zollgebühren? Lieferung aus dem Ausland? Gottfried schwanden die Sinne. Allein das würde ja schon sein Jahresgehalt für 2023 samt Urlaubs- und Weihnachtsgeld übersteigen. Ganz zu schweigen von dem, mit dem der angekündigte 38 cbm Großraumcontainer gefüllt war.


„Haben Sie wenigstens irgendwelche Frachpapiere? Wenn Sie vom Zoll sind, müssen Sie doch wissen, was da drin ist.“


„Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts. Die Papiere soll ihr Frau gleich mitgenommen haben. Angeblich hat sie etwas von einer Weihnachtsüberraschung gemurmelt und dass wir das Ding einfach in den Garten stellen sollen. Jetzt unterschreiben Sie endlich, ich werde hier nicht für's Herumstehen bezahlt.“


Hilflos nahm Gottfried den angebotenen Kugelschreiber und setzte in Heidruns geschnörkelten Handschrift das H. Müller darunter, das er schon so oft nachgeahmt hatte.


Zufrieden wollte der amtliche Herr sein Klemmbrett schon wieder unter dem Arm verstauen. Ein letzter Blick noch, dann stutzte er.


„Müller? Ich dachte, Sie heißen Meier, Hugo und Elfriede Meier, Gartenstraße 4a.“


Nein, hier wohnen Gottfried und Heidrun Müller, Gartenstraße 4b.“


Ein glückliches Lächel glitt über Gottfrieds Gesicht. Er war noch einmal davon gekommen. Erst jetzt fiel ihm auf,dass aus dem Container verdächtige Geräusche drangen. Ein Knurren, ein Brüllen, ein Kracchen, als würde jemand oder etwas mit Gewalt von innen an die Containerwände treten und schlagen. Nicht mehr sein Problem.


„Tun Sie mir einen Gefallen? Klopfen Sie bitte an der Hintertür, dann kann ich zusehen, wenn mein Nachbar die Tür öffnet.“


Der Mann vom Zoll grinste verstehend.


„Solange ich diese Kiste endlich loswerde, ist mir alles Recht.“