Das Kaffee ist leer um die Zeit, nur ein paar Omas sitzen da beim Kaffeeklatsch. Sie ist noch nicht da. Ich setze mich an einen Tisch und lege das Erkennungszeichen, die rote Baskenmütze, auf den Tisch. War ich schon einmal so aufgeregt?

Die Kellnerin kommt. ‚Was darf ich Ihnen bringen?’ Ich habe noch nicht einmal geguckt. Wie könnte ich jetzt an Kuchen denken? So lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet. Wahllos tippe ich auf irgendeinen Punkt auf der Karte und schaue aus dem Fenster. Werde ich sie erkennen, wenn sie kommt?

„Sind Sie Frau Horn?“, sie muss hereingekommen sein, während ich mit der Kellnerin gesprochen habe. Aber das kann sie doch gar nicht sein! Groß und schlank, eine kurze, blonde Strubbelfrisur, Jeans, ein enges Top. Wie kann sie sich so verändert haben? Doch ein Blick in ihre Augen sagt mir, dass sie es wirklich ist.

Sie setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber und hält mir die Hand hin. Kaum wage ich, sie zu berühren, obwohl ich sie am liebsten in den Arm nehmen würde. Warum hat mir keiner gesagt, was jetzt von mir erwartet wird?

„Du bist also Stefanie. Ich kann es kaum glauben.“

Sie mustert mich von oben bis unten.

„Ich habe dich mir ganz anders vorgestellt. Du bist so jung.“

„Und du bist so groß geworden“, ich wage ein Grinsen, und sie grinst zurück.

„Hast du manchmal an mich gedacht?“

„Jeden Tag“, und das ist keine Übertreibung.

„Was darf ich Ihnen bringen?“

Ich blicke von der Kellnerin zu ihr hin.

„Wollen wir nicht lieber irgendwohin gehen, wo wir ungestört sind? Ich möchte dir so vieles sagen.“

Wie nickt und wir gehen, ich und meine Tochter, die ich vor achtzehn Jahren zur Adoption freigegeben habe.

 

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