Gesundheit


Lange habe ich dieses Kapitel vor mir her geschoben, weil es wohl das Schwierigste ist. Aber es gehört auch hierher, denn es betrifft und bestimmt meine Gegenwart und meine Zukunft.


Während ich in Frankreich lebte, ging es los. Eine offene Stelle am linken Bein wollte nicht mehr heilen. Zuerst war es nur ein kleiner Fleck, der aber immer größer wurde. Die Stelle begann, immer stärker zu nässen und es kamen weitere Stellen hinzu. Kurz vor meinem vierzigsten Geburtstag bekam ich dann hohes Fieber und weitere diffuse Symptome. Eine liebe Nachbarin rief den Krankenwagen, der mich zum ersten Krankenhaus meines Lebens brachte.


Da unklar war, woran ich litt und man sogar eine exotische Krankheit vermutete, kam ich isoliert in ein Einzelzimmer und durfte das Bett nicht verlassen, selbst, als nach wenigen Tagen Infusionen mit Antibiotika das Fieber und die Symptome verschwanden. 


Am Ende stellte sich das Ganze als ein Erisipel, auch Wundrose genannt, heraus. Diese Krankheit ist über viele Jahre hinweg immer wieder aufgetreten, zurzeit bin ich aber schon mehrere Jahre davon verschont geblieben. Zwei Tage vor meinem Geburtstag wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Die Krankheit war auch einer der Gründe, warum ich Frankreich wieder verlassen habe, das Klima war für mich Gift.


Leider blieben die Symptome aber auch in Deutschland und weiteten sich auch auf das rechte Bein aus. Die Hautklinik war lange Zeit wie ein zweites Zuhause, in dem ich jedes Jahr mehrere Wochen verbringen musste. Ich habe vier Hauttransplantationen über mich ergehen lassen, die immer nur für kurze Zeit Erfolg brachten. Eine Ursache ist nie gefunden worden. Fakt ist nur, dass ich starke Wassereinlagerungen in den Beinen habe, aber nicht, warum. 


Inzwischen hat die Krankheit andere Auswirkungen. Ich hatte zwar schon lange kein Erisipel mehr, aber ich bin schwer gehbehindert. In der Wohnung kann ich mich noch ohne Hilfe fortbewegen, wenn ich auch zur Sicherheit meistens Gehhilfen benutze. Draußen brauche ich einen Rollator. Auto kann ich nicht mehr fahren und vor öffentlichen Verkehrsmitteln habe ich einen mörderischen Respekt, aus Angst zu stürzen.


Die Krankheit macht mich hilflos und abhängig. Zurzeit warte ich darauf, eine barrierefreie Wohnung in einem Haus mit Fahrstuhl zu bekommen, die ich ohne Hilfe selbst wieder verlassen kann. Es ist ein Glück, dass ich im Home Office arbeiten kann, denn die Arbeit erhält mir mein Selbstwertgefühl.


Vor vielen Jahren hatte ich einen seltsamen Traum. Ich träumte, dass ich am 12.04.2023 sterben würde. Das Datum wurde in diesem Traum zweimal ganz deutlich genannt. All die Jahre war ich davon überzeugt, dass es tatsächlich so eintreten würde. Als das Datum noch in ferner Zukunft lag, war es irgendwie ein bisschen gruselig, aber kein Grund zum Fürchten. 56 kommt einem mit 30 alt vor. Es hat sogar eine Zeit gegeben, da habe ich mich irgendwie auf das Datum gefreut und einmal habe ich sogar alles dafür getan, es gar nicht mehr zu erreichen.


Je näher der Tag aber kam, desto mehr wurde mir klar, wie sehr ich am Leben hänge und als ich um Mitternacht des 13.04.2023 immer noch am Leben war, war es wie eine Befreiung. Das Schicksal wollte es, dass zu diesem Zeitpunkt auch noch ein Verdacht auf Blasenkrebs aufgeworfen wurde, der sich zum Glück nicht bestätigte.


Erst nach diesem Datum habe ich zum ersten Mal über diesen Traum gesprochen und diese Geschichte ist auch einer der Hauptgründe, warum ich gerade jetzt diese Biografie geschrieben habe. Das Datum ist nicht das Ende, sondern ein Neuanfang.


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